An den vergangenen beiden Wochenenden fanden die beiden ersten Downhillrennen der Saison statt. Mit deutlicher Verspätung im Vergleich zu den letzten Jahren, aus allbekannten Gründen, konnte die Saison 2021 jetzt endlich mit dem deuter Downhill im Rahmen des Crankworx Innsbruck und dem ersten Stopp des iXS European Downhill Cups in Brandnertal eröffnet werden.
Crankworx Innsbruck
Das Downhillrennen beim österreichischen Crankworx-Stopp, dem „deuter-Downhill“ findet auf der Downhillstrecke „The Straight One“ im Bikepark Innsbruck im Ortsteil Mutters statt. Die Strecke ist im Vergleich mit manch anderer Strecke nicht sehr ruppig und technisch, dafür aber sehr schnell und flach.
Das Starterfeld ist, dank der terminlichen Nachbarschaft mit dem Weltcup in Leogang in der Vorwoche, sehr stark besetzt: Von Bruni über MacDonald bis Seagrave: Ein großer Teil der Weltcup-Prominenz ist auch hier am Start. Insgesamt starten in der Elite-Klasse, in der ich an den Start gehe, ungefähr 130 Herren. Direkt am ersten Trainingstag am Freitag habe ich mich auf der Strecke gut zurechtgefunden und konnte im Training mit Leon Müller und Jordan Hugo schon zu gutem Speed kommen.
Am Samstag verlief das Training weniger gut. Ich konnte nicht richtig in den Flow finden und musste noch ein paar Änderungen am Fahrwerk vornehmen. Für das Training und den Rennlauf am Sonntag habe ich einen weiteren Volumenspacer in den Dämpfer eingebaut, den Luftdruck etwas verringert und zusätzlich die Highspeed-Compression etwas geschlossen. Damit konnte ich mein Hinterrad etwas beruhigen und mehr Grip erzeugen. Der Rennlauf in Innsbruck verlief im oberen Teil nicht ganz fehlerfrei, ein Patzer am Highspeed-Stepup (Landung auf der Querwurzel + Verbremser) und ein verpasster Bremspunkt in dem kurz darauf anschließenden Linksanlieger kosteten mich etwas Zeit. Der untere Teil dagegen lief deutlich besser und ich konnte mich am Ende auf dem 78. Platz einreihen (00:02:59.750), womit ich in einem derart starken Fahrerfeld sehr zufrieden bin.
Mein Fazit zum Crankworx Innsbruck: Was ein geniales Event! Die Atmosphäre ist wirklich toll und es ist schon Wahnsinn, mit (fast) allen Größen des Mountainbikesports, von Slopestyle bis Downhill an einem Ort zu sein und dort unseren Sport zu feiern. Sollte es terminlich passen, bin ich im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder dabei.
iXS European Downhill Cup #1 Brandnertal
Wegen der anstehenden Prüfungsphase konnte ich erst am Freitag vormittag ins Brandnertal fahren. Schnell mit Jonas, Janik, Marleen und Joel vom BPA-Racing Team das Pit aufgebaut und dann zusammen mit Anouk, Lars und Anastasia nach oben zum Trackwalk. Die Strecke: „Tschack Norris“ im Bikepark Brandertal. 2300m Länge über 300 Höhenmeter und eine der anspruchsvollsten Strecken des EDCs. Nach einem kurzen Startsprint und drei mittelgroßen Sprüngen macht die Strecke eine scharfe Rechtskurve und es wird im Wald wurzelig. Der gesamte Waldteil ist gespickt mit sehr technischen Sektionen mit vielen Wurzeln. Zwischen den technischen Teilen kommen immer wieder größere Sprünge wie zwei Roadgaps und diverse Holzstege oder Anlieger, gefolgt von der Jumpline „Tschim Beam“, einem Steinfeld und den schwer gesteckten Wiesenkurven auf den Zielsprung zu. Am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag hat es in Brandnertal noch geregnet, die Strecke ist beim Trackwalk noch sehr rutschig und es gibt Sektionen, die im Training wegen sehr schwer gesteckten Linien etwas Stau verursachen. Trotz der wiedrigen Bedingungen fühle ich mich recht wohl auf der Strecke und kann viele Linien und Hindernisse schon im Freitagstraining abhaken. Zum Samstag ist die Strecke schon deutlich abgetrocknet, die Wurzeln sind weitestgehend trocken und es lassen sich neue Linien fahren. Die Qualifikation am Nachmittag verläuft leider nicht wie geplant und aufgrund vieler kleiner Fehler, die nach und nach aufeinander aufbauen, reicht es nicht für das Superfinale, ich reihe mich auf Rang 66 in das knapp 150 Fahrer umfassende Elite-Startfeld ein.
Am Samstagabend gehe ich nochmal meinen Qualilauf durch und schreibe mir alle Stellen auf, die nicht so geklappt haben wie geplant. Im Training am Sonntag Vormittag versuche ich, die einzelnen Stellen nacheinander abzuhaken und habe nach meinem letzten Trainingslauf alle Stellen optimiert und fühle mich bereit für den Rennlauf. Startzeit 13:31:30, ich sitze um 12:45 im Lift und fahre zum Start. Ich mache mich mit meiner Warmup-Routine warm, esse ungefähr 30 Minuten vor dem Start noch eine Banane und fokussiere mich auf den anstehenden Lauf. Ich kann mich sehr gut konzentrieren und bringe einen guten Lauf ins Ziel. Meine Zeit aus der Qualifikation konnte ich um fast 7 Sekunden verbessern und kann mich auf Platz 23 im kleinen Finale einreihen (das Super-Finale entscheidet beim EDC über die Top 30 Platzierungen, daher quasi Platz 53 Gesamt Elite). Ein Ergebnis, mit dem ich überaus zufrieden bin. Jetzt heißt es weiter trainieren und bereit machen für die anstehenden Rennen. Am kommenden Wochenende werde ich beim Rookies-Cup in Steinach als Betreuer/ Trainer die Rookies im Team betreuen. Anouk und Leon werden beim Weltcup in Les Gets an den Start gehen, daher „Viel Erfolg“ an die Beiden.
Learnings
Was ist anders? Was klappt? Was nicht?
An erster Stelle: Ich habe endlich meinen Kopf im Griff. In den letzten Jahren hatte ich öfter das Problem, vor dem Rennlauf zu viel nachzudenken. Über das was passieren kann oder über Sektionen die manchmal nicht so gut geklappt haben, manchmal auch darüber, ob ich überhaupt schnell genug bin. Seit der Deutschen Meisterschaft im letzten Jahr habe ich mich darauf konzentiert mich auf den Prozess schneller zu werden zu konzentrieren und mir darüber im Klaren zu sein, dass ich alles getan habe um bereit für den Rennlauf zu sein. Mein „Mental Game“ ist stärker geworden und ich hoffe, es auch noch weiter verbessern und weitere „Confidence“ gewinnen zu können.
Was nicht so gut geklappt hat: 1. Es gibt Defizite im Bereich Kraft. Vor allem meine Griffkraft (in Folge meiner Metallentfernung am Handgelenk im Frühjahr) und die Kraft im Oberkörper (durch die geschlossenen Fitnessstudios hatte ich begrenztes Equipment zur Verfügung und war anfangs auch durch die OP eingeschränkt) sind durchaus ausbaufähig. 2. Ich muss lernen, mich während dem Training nicht durch Stürze oder andere Problemstellen von anderen ablenken lassen. Im unteren Teil der Strecke, nach dem Steinfeld, gab es zwei Steinstufen die auf einen Schotterweg geführt haben. Man konnte die Stufen doublen und damit etwas Zeit gewinnen, weil man den zweiten Schlag auslässt. Putti und eine ganze Reihe anderer Fahrer sind an dieser Stelle gestürzt und ich habe das etwas zu nah an mich rankommen lassen. Ich habe daher die Stufen im Rennlauf nicht gedoubelt und etwas Zeit liegen lassen. Vermutlich ist der Zeitunterschied minimal, da man (wenn man die Passage sauber getroffen hat) auch schnell abrollen konnte, aber mutmaßlich wäre doublen schneller gewesen und in der Elite machen auch Zehntel-Sekunden mal eine Platzierung besser oder schlechter aus.